Kirchen und Kapellen sind bedeutender Teil des kulturellen Erbes der Region und der Kulturlandschaft. Sie sind religiöse Orte und zugleich Zentren der Gemeinden. Sie prägen die Landschafts- und die Ortsbilder des Bergischen und sind identitätsstiftend. Doch angesichts des demographischen Wandels und abnehmender Kirchenmitglieder wird ihre Pflege und ihr Erhalt belastender für die Gemeinden und führt zur Debatte um ihre Transformation. Was wird aus ihnen jenseits von Kirchenlied und Gottesdienst?

Ganz gleich, ob es Erinnerungsorte werden oder Spielstätten für Musik und Theater, ob Cafés oder Ateliers, Bestattungshäuser oder Urnengrabstätten, sie bleiben prägend auch für die veränderte Gegenwart.

Kreuzkirche, Rösrath-Kleineichen 

Als die evangelische Gemeinde in Kleineichen ihre Kreuzkirche nicht mehr benötigte, kam sie 2013 auf die Idee, die Kirche in ein sogenanntes Kolumbarium zu verwandeln. So bezeichnet man einerseits einen Taubenschlag, aber auch die ähnlich aussehenden römischen Grabkammern mit Wandnischen zur Aufbewahrung von Urnen. Aus einer Kirche eine Grabstätte zu machen, ist nicht nur eine Frage von Kostenersparnis. Die Vorstellung, in der eigenen Kirche begraben zu sein, stärkt auch das Heimatgefühl. Selbst jetzt, wo die Kirche ein Haus der Toten ist, herrscht weiter Leben in dem Bau. Neben Trauerfeiern finden hier Andachten, Veranstaltungen oder Lesungen statt.

Diaspora-Kapelle, Gummersbach-Berghausen 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche neue Gotteshäuser als „Notkirchen“ vor allem für die protestantischen Flüchtlinge gebaut. Das Konzept entwickelte der Kirchenbaumeister und Bauhaus-Architekt Otto Bartning. Die Notkirche in Berghausen aus vorwiegend regionalen Baumaterialien entstand 1952 unter aktiver Beteiligung der Gemeinde. Nachdem sie 2019 entwidmet worden war, erwarb sie ein Gummersbacher Künstler als Atelier und Ausstellungsraum. 

St. Josef, Eitorf 

Ist ein Ziegelbau auf achteckigem Grund, geplant vom Böhm-Schüler Hans Lob, 1970 eingeweiht und 2020 geschlossen. Der Bau gilt als „kirchenarchitektonisches Experiment“. 2021 wurde St. Josef unter Denkmalschutz gestellt, soll nun verkauft werden. Eine Gruppe von Bürger*innen engagiert sich für eine neue Nutzung als Kulturkirche. 

Kultur in der Kapelle, Nümbrecht-Bierenbach 

Im Jahre 2019 erwarb eine Gruppe von jungen Familien die vormalige Kapelle und ehemalige evangelische Familienbildungsstätte und gründete für ihre Mehrgenerationengemeinschaft die „Genossenschaft Haus Bierenbach“. Hier entsteht ein Ort der regionalen Kultur für Ausstellungen, Workshops oder Theater, mit einem Café. Der Verein wird vom regionalen LEADER-Programm unterstützt.