Die Philosophen sprechen von der Metaphysik, weil sie hinter der Realität eine zweite Ebene kennen, eine Metaebene, die mit der Wirklichkeit zu tun hat, sie aber eben auch nicht ist. Darüber kann man auf dem Lyrikwanderweg rund um Much nachdenken. Rund 10 km lang wird man auf einem Panoramaweg an 16 Stationen mit Texten und Gedichten des Lyrikers Arnold Leifert (1940–2012) bekannt gemacht. Der Schriftsteller lebte fast 40 Jahre in Much, war Autor von Gedichten, Hörspielen, Erzählungen, Essays und nach einer Phase politischer Poesie spielten Natur und Landschaft eine immer größere Rolle in seinem Werk.

Große Edelstahlrahmen stehen am Wegesrand, darin Glasscheiben, auf denen die Gedichte gedruckt sind. Man liest und schaut zugleich durch sie hindurch wie durch ein Fenster in die Weite, auf Wiesen, Bäume, manchmal Häuser im Hintergrund und denkt bei der Lektüre darüber nach, ob dieGedichte die Landschaft benennen oder die Landschaft die Texte erklärt. Ebene und Metaebene eben.

Die Standorte sind bestimmt von den Gegensätzen der Landschaft, von stillen Waldwegen und abgeschiedenen Weiden, manchmal auch von Vieh, Feldern, Bächen und immer wieder weiten Ausblicken übers Land. Der Weg heißt Lyrikweg und ist zugleich eine Meditationsstrecke und trotz der Anmutung von Heimat in seiner Gestaltung ganz in der Zeit.

Start zum Lyrikweg am Wanderparkplatz Walmwiese nördlich von Much.

 

Herbst                        

Straßen die / an ihrem Ende /
zusammenführen

Gesichter / in der Maserung / des
Holzes

in den Wolken / der Blätter

in den Trittspuren / der Pferde /
von gestern

Sonntag im Bergischen

Heißluftballons / fliegen
Wetterfronten ab /

zwischen Siefen und / Maulwurfshügel

der Bussard / wird / überleben

erdgetarnte Männer / im Gleichschritt
/ üben das Sterben / am Sonntag

in Richtung Köln / brennt der Abend