Wo hilft die REGIONALE und ermöglicht, was sonst im Alltag nicht passieren würde?

Sebastian Schuster: Die REGIONALE gibt uns für den Zeitraum von rund sieben Jahren die Möglichkeit, als Ausnahmezustand auf Zeit die Zukunft in den Blick zu nehmen. In dieser Zeit entstehen viele Zukunftsprojekte vor Ort, die wir im Arbeitsalltag kaum angehen könnten. Mit der REGIONALE und der Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen entstehen neue Spielräume. Insofern ist sie für uns wie ein „Turbo“ für Neues und vor allem ein Anlass für neue Kooperationen, zwischen uns selbst, aber auch in Verbindung mit den Bürger*innen und Unternehmen im Bergischen RheinLand.

Gibt die REGIONALE Bergisches RheinLand dem Raum, der sich ja über drei Kreise erstreckt, eine eigene Identität?

Stephan Santelmann: Auf jeden Fall. Durch viele spannende Projekte vor Ort wie etwa den Grünen Mobilhof, die Bergische Rohstoffschmiede oder die neuen Schnellbuslinien entsteht „ein gutes Gefühl“ für unsere Zukunftsfähigkeit. Es wird halt nicht nur geredet, sondern gemacht. Das merken die Menschen und auch die Unternehmen. Insofern entsteht aus meiner Sicht diese eigene Identität vor allem durch die Gleichzeitigkeit vieler Projektvorhaben vor Ort. Und natürlich gibt es dann auch mehr Aufmerksamkeit auf diese Projekte und Entwicklungen, auch von außerhalb. Das Bergische RheinLand hat viele ganz eigene Alleinstellungsmerkmale und Talente, insbesondere im Bereich der Ressourcen, der Landschaft und seiner Lagevorteile.

Wer hängt von wem mehr ab? Das Bergische RheinLand von der Rheinschiene oder umgekehrt?

Uwe Richrath: Beide sind schon immer eng verwoben, beide brauchen sich und beide profitieren voneinander. Das wissen wir in Leverkusen, mit der Verbindung zum und über den Rhein, mit den Arbeitsplatzbeziehungen oder beim Öffentlichen Nahverkehr und auch bei der Naherholung. Sicherlich profitiert das Bergische RheinLand z. B. von den vielen Ausbildungsmöglichkeiten auf der Rheinschiene. Im Umkehrschluss profitiert aber auch die Rheinschiene von den vielen innovativen Unternehmen im Bergischen RheinLand und natürlich dem unglaublich schönen Landschaftsraum mit den vielen Talsperren. Unsere „Beziehungskiste“ reicht ja schon lange zurück und auch in den jetzigen Projekten der REGIONALE sieht man, wie eng beide miteinander verwoben sind. Sei es im Bereich der Radwege, beim Nachnutzen ehemaliger Industrieareale oder auch bei der Bereitstellung von lebensnotwendigen Ressourcen wie etwa dem Wasser. Und durch die neuen Möglichkeiten, einen Teil der Arbeit im Homeoffice zu erledigen, gewinnt das Bergische RheinLand als Wohnraum mit Lagevorteil weiter an Bedeutung. Im Grunde geht diese Beziehung im Rahmen der REGIONALE in eine neue Phase.

Was ist das Besondere der Menschen im Bergischen, denen man nachsagt, dass sie gerne tüfteln und erfinden und durch Selbsthilfe, Genossenschaften und in Nachbarschaften die Dinge vor Ort gerne selbst anpacken?

Sebastian Schuster: Es ist eine gute Tradition, dass man im Bergischen RheinLand gemeinschaftlich unterwegs ist. Nicht zuletzt Raiffeisen hat den Raum mitgeprägt. Und die Unternehmen mussten sich halt immer etwas einfallen lassen, um mit Land, Wasser und Bodenschätzen und allen Ressourcen klug zu wirtschaften. Diese Tugenden sind auch zukünftig gefragt bei der Bewältigung der vielen Aufgaben im Energiebereich, beim Klimawandel oder auch bei der konsequenten Weiternutzung von Gebäuden sowie der Digitalisierung. 

Jochen Hagt: Richtig ist auch, dass das „gute Leben“ im Bergischen RheinLand gerne bürgerschaftlich organisiert wird. Das zeigt sich in den 28 Kommunen in vielen Zusammenschlüssen, Genossenschaften oder Dorfvereinen. Und die Zeit, die man durch die verstärkte Nutzung des Homeoffice nicht mehr verliert, um tagtäglich zur Arbeit und zurück zu pendeln, kann in Zukunft genutzt werden, um sich vor Ort zu engagieren. Das alles spricht für noch mehr Selbstorganisation und gemeinschaftliches Handeln vor Ort. Und auch hier setzen einige Projekte der REGIONALE an.

Wie geht es nach 2025 weiter?

Stephan Santelmann: Wir erwarten, dass schon während der Laufzeit der REGIONALE erste Nachahmer an den Start gehen und auf Basis der guten Vorbilder, die im Rahmen der REGIONALE entwickelt werden, quasi nachziehen – oder im unternehmerischen Bereich noch eins draufsetzen, was die Innovationen angeht. 

Jochen Hagt: Unsere Zusammenarbeit haben wir im Rahmen der REGIONALE so angelegt, dass schon jetzt klar ist, dass wir da gemeinschaftlich weitermachen und diesen Schub über das Präsentationsjahr 2025 hinaus nutzen werden. Der Raum hat Lust auf Zukunft, in diesem Sinne werden wir auch die Zusammenarbeit unter uns bzw. mit der Rheinschiene weiter pflegen und ausbauen. Es ist zu erwarten, dass gerade in den Zukunftsfragen der Ressourcen, der Energie und der Ernährung und auch bei den neuen Formen des Wohnens und Arbeitens das Bergische RheinLand viele Zukunftsoptionen bereithält.