Herr Buschmann, steigende Preise und Zinsen, die Pandemie und flexiblere Arbeitsmodelle haben den Immobilienmarkt verändert. Insbesondere Familien können sich das Wohnen in der Stadt und in den Speckgürteln oftmals nicht mehr leisten und überlegen, aufs Land zu ziehen. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Immobiliensituation im Bergischen RheinLand?

Aufgrund der hohen Preise und des knappen Angebots in der Region Köln/Bonn beobachten wir bereits seit einigen Jahren, wie Nachfragende in weiter entfernte Lagen ausweichen. Diese Wanderungsbewegungen führen dazu, dass die Nachfrage und die Preise im Bergischen RheinLand anziehen und die Bevölkerungszahlen mancherorts steigen. Mit zunehmender Entfernung zu den Ballungszentren sinkt allerdings die Nachfrage, etwa am östlichen Rand des Bergischen RheinLandes. Hier ist für Wohnungssuchende die Pendlerdistanz offenbar zu groß. Allerdings: Während die Preise im vergangenen Jahr angesichts der Zinswende in manchen Regionen zurückgingen, sind sie etwa im Oberbergischen Kreis weiter gestiegen. Der Grund dürfte sein, dass hier das Preisniveau bislang vergleichsweise niedrig war. Kaufende benötigen hier also weniger Fremdkapital, weshalb die höheren Bauzinsen einen geringeren Einfluss auf das Kaufverhalten haben.

Welche Vorzüge bietet das Bergische RheinLand potenziellen Käufern und wie unterscheidet sich dieser Immobilienmarkt von den anderen, linksrheinischen Kreisen der Region Köln/Bonn?

Wer an das Bergische RheinLand denkt, hat naturnahe Bilder mit Talsperren, Wäldern und hügeligen Landschaften vor Augen. Diese hohe Naherholungs- und Wohnqualität in direkter Nähe zum urbanen Leben ist ein wesentlicher Standortfaktor des Bergischen RheinLandes. Hier sind viele kleinteilige Siedlungsstrukturen mit dörflichem oder kleinstädtischem Charakter in landschaftlich attraktiver Lage zu finden. Zudem profitiert die Region von der Lagegunst mit Anschluss an die Rheinschiene im Westen und das Bergische Städtedreieck im Norden. Hinzu kommt das beschriebene, vergleichsweise geringe Preisniveau im Osten des Bergischen RheinLandes.

Welche Immobilientypen und welche Standorte sind im Bergischen RheinLand besonders gefragt und was sind die Gründe dafür?

Die Gemeinden im Bergischen RheinLand unterscheiden sich sehr hinsichtlich der Erreichbarkeit der Arbeitsstätten, der Bildungs- und Versorgungsangebote sowie der Bevölkerungsstruktur. Entsprechend verschieden sind die Bedarfe. Eine wesentliche Rolle spielt sicherlich die demografische Entwicklung: So werden in gut integrierten Lagen mit hoher Versorgungssicherheit und guter verkehrlicher Anbindung altengerechte Wohnungen zukünftig verstärkt nachgefragt. In guten Lagen mit attraktiver Pendlerdistanz werden zudem familiengerechte Wohnraumangebote gefragt sein. Die Selbstnutzerquote ist in der Region vergleichsweise hoch, sodass weiterhin auch Eigentumsprojekte nachgefragt werden. Und mit Blick auf die Turbulenzen auf dem Energiemarkt im letzten Jahr werden Objekte mit guter Energiebilanz bevorzugt.

Welche Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, damit auch die sogenannte „zweite und dritte Reihe“ im Bergischen RheinLand als Immobilienstandort attraktiver wird?

Zukunftsgerichtete Wohnraumkonzepte sollten immer die Bedarfe und den Wohnungsbestand mitberücksichtigen. Denn die Bedarfe können sowohl im Bestand als auch im Neubau gedeckt werden. Allerdings haben sich Bauvorhaben seit der Zinswende deutlich verteuert. Um Anreize zu schaffen, sind daher sowohl für die Bestandssanierung als auch den Neubau verlässliche Rahmenbedingungen mit attraktiven und transparenten Förderbedingungen wichtig. Eine weitere Stellschraube ist die Baulandentwicklung: Der Angebotsknappheit könnten Kommunen begegnen, indem sie vorhandene Flächen für Neubauvorhaben aktivieren. Insgesamt gilt, dass Wohnen nie alleine gedacht werden sollte, sondern in Verbindung mit Zukunftsthemen wie Mobilität, Infrastruktur und Klimaschutz – ganz im Sinne eines ganzheitlichen Quartiersansatzes.

Herr Buschmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.