Diese Idee gibt es schon seit den 1930er-Jahren und sie sollte in den 80ern realisiert werden. Dagegen allerdings gab es Proteste, Widerstand und Widerspruch der Menschen im Naafbachtal und der umliegenden Gemeinden Lohmar, Overath und Much. Der zarte Beginn einer neuen Umweltbewegung – und erfolgreich. Der Plan für eine Naafbachtalsperre wurde zurückgestellt. Das ist fast 40 Jahre her und gerade der Stopp bot dem Tal die Chance, naturnahes Refugium zu bleiben, vor allem als es dann noch zum FFH-Gebiet, zur Zone für eine besondere Sorgfalt im Natur- und Landschaftsschutz erklärt wurde.

Natur- und heimatkundliche Angebote, Ort der Begegnung, Vereinsdomizil und Rastplatz

Gleichzeitig entwickelte sich die im Protest maßgebliche „Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals“ zu einer höchst aktiven Umweltbildungsgruppe. Sie erwarb einen der alten Höfe, den „Fischerhof“ in Aiselsfeld, der verlassen und schon für die vorgesehene Talsperre zum Abriss freigegeben war, besorgte Fördermittel, sanierte und renovierte den Bau und kann ihn jetzt endlich nach Jahren der Arbeit als aktuelles Naturbildungszentrum eröffnen. Geplant ist eine Anlaufstelle für natur- und heimatkundliche Angebote, als Ort der Begegnung, als Vereinsdomizil und als Rastplatz für Wander*innen der vorbeiführenden Wanderroute A2. Angestrebt sind überdies Ausstellungen zur Artenvielfalt des Naafbachtals, man denkt an Seminare zur Nachtfalterbeobachtung, und hinterm Haus entsteht eine Streuobstwiese. 

Finanziert wurde das Ganze von der NRW-Stiftung, dazu den örtlichen Banken und Unternehmen. Den „Fischerhof“ selbst hat der Verein für 1 Euro vom Aggerverband gepachtet. Der wiederum ist für die Wasserwirtschaft rund um die Agger, also auch für die Naaf, verantwortlich. Der Verband ist damit auch zuständig für eine Talsperre, falls sie denn jemals kommt, steht sie doch immer noch im Landesentwicklungsplan. Auf der einen Seite also ein Wasserwirtschaftsverband in Wartestellung, das heißt aber auch ohne aktive Eingriffe in die Landschaft des Tals, die sich eben deshalb zu dem entwickelt, was die Initiative auf der anderen Seite rühmt und erhält. Es ist die exzellente Chance für Flora und Fauna, die Auen-Erlen-Wälder im Tal und die Eichen und Buchen an den Hängen, die Vegetation für seltene Vögel wie Eisvogel, Neuntöter oder Rotmilan und die Naaf selbst als Lebensraum für das Bachneunauge und die Wiedereinbürgerung des Lachses. Der Aggerverband einer- und der Fischerhof andererseits, mit zwei unterschiedliche Narrativen, wobei das eine die Bedingung des anderen ist. Eine gelungene Art bergischer Dialektik.

Fischerhof: Aiselsfeld 28, Lohmar-Höffen

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