Es ist häufig dasselbe: Irgendetwas wird geschlossen, die Bürgerschaft muckt auf, findet sich zusammen und macht es dann eventuell selber. Das gilt für Dorfläden, Kneipen oder Märkte, aber auch für Schwimmbäder. Zum Beispiel in Wermelskirchen-Dabringhausen, als 2012 das öffentliche Bad zumachte. Die Stadt stieg aus und ein Förderverein ein. So existiert das Freibad Dabringhausen, außerhalb in einem wunderbaren Waldtal gelegen, weiter. Der Verein organisiert alles ehrenamtlich, mit nur einer festen Stelle plus einigen Rettungsschwimmer*innen. Bisher schafft man, den Betrieb in den Ferienmonaten für etwa acht Wochen offenzuhalten. Immerhin kommen in dieser Zeit – je nach Wetterlage – zwischen 7.000 und 10.000 Besucher*innen. Ein Bürgerbad ist das eine, was diese Badeanstalt auszeichnet. Das zweite ist das Energiekonzept. Um Geld und Energie zu sparen, hat der Verein, vom LEADER-Programm unterstützt, ein gebrauchtes Heizkraftwerk angeschafft, das ausschließlich mit Holzhackschnitzeln befeuert wird und damit bundesweit das erste durch ein Biomassekraftwerk beheiztes Schwimmbad ist. Das Wasser wird selbst an kühlen Tagen immer auf mindestens 23 Grad erwärmt. Und der Verein plant weiter, baut an einer Photovoltaik-Anlage für den Strom der Motoren, die die Pumpen betreiben, und will in einem nächsten Schritt in Speicher investieren, die die überschüssige Energie des Tages für die Nacht vorrätig halten. Neben Bürgerbad und Energiekonzept bietet Dabringhausen eine dritte Besonderheit: eine fest installierte Wakeboardanlage. Das ist sogar weltweit einzigartig, wie es auf der Homepage heißt. Das Wakeboard ist ein Wassersportgerät wie ein Surfbrett mit einer festen Bindung für die Füße, auf dem man mit einer Art Lift über das Wasser gezogen wird und dabei eine Welle vor sich herschiebt – dabei kann man auch ein festes Hindernis zwischen den zwei Becken überspringen. Die Anlage wird im Herbst nach der Badesaison aktiviert und ist zunehmend beliebt. In der letzten Saison haben über 750 „Waker“ in Dabringhausen an Trainings, Camps oder auch Wettbewerben teilgenommen. Bürgerengagement, Energiesparkonzept und Funsport in einem und das alles im beschaulichen Dabringhausen. Was will man mehr. Als Bürgerbad steht dies übrigens nicht allein. Nach der Schließung zahlreicher Bäder haben auch andernorts Bürgerinitiativen den Betrieb übernommen und sich zu einem Netzwerk Bürgerbäder zusammengeschlossen. Im Bergischen gibt es neben dem Dabringhausener etwa noch das Waldfreibad in Much und das Freibad Bergneustadt.