
Schutzbedürfnis der Talsperre und Erholungsbedürfnis der Menschen sind in Einklang zu bringen.
Herr Gennies, das Bergische RheinLand ist ein bedeutender Erholungsraum für die Menschen vor Ort, aber auch aus den angrenzenden Ballungsräumen. Mit der Wiehltalsperre befindet sich ein wichtiges regionales Trinkwasserreservoir auf dem Gebiet der Gemeinde Reichshof, das gleichzeitig auch ein beliebtes Ziel bei Erholungssuchenden ist. Welche Auswirkungen stellen Sie fest und wie geht die Gemeinde damit um?
Neben der attraktiven Landschaft mit zahlreichen Wander- und Radwegen und dem Kurort Eckenhagen, ist das Gebiet rund um die besonders geschützte (Trinkwasser-)Wiehltalsperre ein ruhiges und naturnahes Erholungsgebiet, für die Menschen vor Ort, aber auch für Besucher*innen aus anderen Regionen. Mit dem REGIONALE 2025 Projekt „Sanftes Naturerlebnis Wiehltalsperre“ gilt es, das Schutzbedürfnis der Talsperre und das Erholungsbedürfnis der Menschen in angemessener Art und Weise in Einklang zu bringen. Wir haben deshalb gemeinsam mit dem Oberbergischen Kreis, dem Aggerverband und weiteren Beteiligten ein sehr vorsichtig konzipiertes Entwicklungskonzept erarbeitet und die sanfte und naturnahe Entwicklung der Wiehltalsperre als Projekt in die REGIONALE 2025 eingebracht.
Das Projekt „Sanftes Naturerlebnis Wiehltalsperre“ wird nun im Rahmen der REGIONALE weiterentwickelt. Welche Maßnahmen sind konkret geplant und wann können diese umgesetzt werden?

Der Fokus liegt auf einer „stillen Nutzung“, also einer verträglichen Aufwertung von Wanderwegebeziehungen, Schaffung von Sichtschneisen, Verbesserung des Aussichtspunktes „Auchelfjord“, erstmaligen Öffnung des Hauptdammes, Neuausrichtung des Aussichtspunktes „Krombacher Insel“ auf den Nespener Vorstaudamm sowie Lenkung des An- und Abreiseverkehrs durch Parkmöglichkeiten. Ein wichtiges Element ist die Ausweisung eines Rundwanderweges um die gesamte Talsperre durch geringfügige Lückenschlüsse von bestehenden historischen Wegebeziehungen. Außerdem würden wir gerne den Aussichtsturm auf dem Külberg wieder errichten, der dort 40 Jahre lang zur Verfügung stand, aber 2013 vom Eigentümer, dem Landesbetrieb Wald und Holz, wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Der Ausblick auf die Talsperre und das sie umgebende Natur- und Wasserschutzgebiet würde das besonders geschützte Talsperrenareal von oben gesehen wieder erlebbar machen und zu einer gezielten und verträglichen Besucherlenkung beitragen. Diese Vorgehensweise ist auch in anderen Naturschutzgebieten in Deutschland verbreitet. Klar ist, dass die Umsetzung nicht von heute auf morgen gelingt. Seit Dezember 2022 befindet sich das Projekt im B-Status der REGIONALE und aktuell konkretisieren sich die Pläne. Als nächster Schritt sind Arten- und Naturschutzuntersuchungen erforderlich, um die Machbarkeit der beabsichtigten Maßnahmen prüfen zu lassen. Danach werden wir sehen, wie es mit dem Projekt in Richtung der Erlangung des A-Status in der REGIONALE 2025-Qualifizierung weitergehen wird.
Wasser ist die zentrale Ressource im Bergischen RheinLand. Der effiziente Umgang mit den heimischen Rohstoffen ist ein Kernthema der REGIONALE. Welche Impulse erhoffen Sie sich durch die REGIONALE für die Ressource Wasser und für Ihre Gemeinde?
Wasser ist ein kostbares Gut, das insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels immer wichtiger wird und deshalb konsequent geschützt werden muss. Mit der Trinkwassertalsperre auf dem Gemeindegebiet sind wir uns dieser Verantwortung seit nunmehr 50 Jahren bewusst. Deshalb wollen wir mithilfe der REGIONALE 2025 für die Thematik sensibilisieren, Wissen über die Ressource vermitteln und den Erlebniswert vor Ort steigern. Insgesamt erhoffen wir uns durch das Projekt neue Impulse für die Entwicklung unserer Gemeinde.
Herr Gennies, wir danken Ihnen für das Gespräch.