Der Bockenberg war zu der Zeit nicht der einzige Ausflugsort im Bergischen RheinLand. Die „Steinbreche“ in Refrath, heute ein Bürgerzentrum, war ein populäres Lokal mit Saal und Terrasse, mit Fisch- und Kahnweiher auf einem früheren Steinbruch. Oder das Seminar- und Tagungshotel „Große Ledder“ der Firma Bayer in Wermelskirchen.
Einst ein bürgerliches Privileg, seit der Jahrhundertwende Alltagsvergnügen der Arbeitenden und Angestellten
War die Sommerfrische eher ein bürgerliches Privileg, wurde sie seit der Jahrhundertwende auch zum Alltagsvergnügen der Arbeitenden und Angestellten, vor allem mit ihren Familien. Mutter und Kinder und am Wochenende der Vater dabei – das Bergische RheinLand war nah und einfach zu erreichen.
Voraussetzung dafür war der Bau der Eisenbahn ab den 1860er-Jahren, etwa entlang der Sieg. In Herchen, vom Baedeker als „schönster Luftkurort des Siegkreises“ bezeichnet, gab es noch bis in die 1950er-Jahre zahlreiche Hotels, Pensionen, Ausflugslokale und Cafés. Und man tat einiges für die Gäste. Der „Bergische Weg“, der auf 260 km Länge vom Ruhrgebiet quer durchs Land bis Königswinter führt, wurde vor fast über 100 Jahren auf einem alten Wanderweg angelegt. Gummersbach bot die Bergischen Freilichtspiele in der „Hermannsburg“, die 1912 mit Schillers Wallenstein eröffnet wurden.
Der Kölner „Festspieldichter“ Gustav Delpy pries 1885 in seinem „Führer durch das Brölthal“ – immer entlang der neuen Bahnstrecke von Hennef bis Waldbröl – die Einwohner als „offenen, geweckten Menschenschlag“. Der Fremde werde nicht „wie das oft anderswärts der Fall ist, mit aufdringlicher Neugier angestaunt“. Die Bergischen haben sich halt schnell auf ihre Gäste eingestellt und es hat ja auch funktioniert.